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Longevity F&B: „Kaffee“

Das gesündeste aller Genussmittel?

Dr. Gwen Bingle
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8.28.2025

Haben Sie unsere F&B-Intro verpasst? Lesen Sie hier weiter....

„Mmmh, das könnte sogar die Toten auferwecken …“. Ist Ihnen dieser Gedanke schon einmal durch den Kopf gegangen, als Sie den intensiven Röstduft Ihrer ersten Tasse Kaffee eingeatmet haben?

Leider ist die einzige echte „Auferstehung“, die Kaffee jemals bewirkt hat, die Schlummernden unter uns aus einem tiefen Schlaf zu wecken. Allerdings hat Kaffee viele andere Talente und kann uns sogar dabei helfen, den Bedarf nach ultimativer Auferstehung hinauszuzögern.

Abwechselnd wurde Kaffee als „heidnisch“ verteufelt (aufgrund seiner Herkunft), als Aufstand stiftend verboten (man denke an die „Kaffeehausrevolutionäre“) und lange Zeit als ungesundes Genussmittel von der medizinischen Fachwelt verurteilt.

Nun scheint Kaffee fast vollständig rehabilitiert zu sein. Aber es war ein bitterer Kampf.

So hat etwa die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 1991 bis 2016 Kaffee tatsächlich als krebserregend eingestuft. Noch 2018 hätte eine NGO beinahe erreicht, dass der Bundesstaat Kalifornien Krebswarnungen auf das Getränk vorschreibt, da beim Röstprozess Acrylamide entstehen können.

Heißt das also, dass Kaffee jetzt eindeutig gut für die Gesundheit ist?

Nun, fast. Kaffee wird immer noch als „psychoaktives Stimulans“ (die höfliche Bezeichnung für „Droge“) eingestuft. Tatsächlich enthält er neben vielen gesunden Inhaltsstoffen, darunter vorwiegend Vitamine B2 und B3, Magnesium, Kalium sowie Polyphenole mit starker antioxidativer Wirkung, auch Koffein, ein bitteres Alkaloid, das uns aktiv und wach hält.

Daher sind, wie bei anderen gesellschaftlich tolerierten Genussmitteln, sowohl die individuelle Biologie als auch die Dosierung entscheidend dafür, ob Kaffee gewinnbringend ist und wenn ja, in welchen Mengen.

Die neuesten Studien scheinen jedoch darauf hinzudeuten, dass Kaffee für die meisten Menschen nicht nur ein wichtiges Gesundheitsmittel, sondern auch ein wirksames Langlebigkeits-Getränk ist.

Zu den potenziellen gesundheitlichen Vorteilen gehören nämlich der Schutz vor Typ-2-Diabetes, Osteoporose, Parkinson, Lebererkrankungen und verschiedenen Arten von Krebs. Kaffee scheint auch herzschützend zu sein, wenn er in Maßen und eher morgens als über den ganzen Tag verteilt konsumiert wird (Wang & al., 2025).

Noch beeindruckender ist jedoch die Tatsache, dass Kaffee, sofern er nicht in Milch und Zucker ertränkt wird, mit einem um 14 % geringeren Risiko für die Gesamtsterblichkeit in Verbindung gebracht wird (Bingjie et al., 2025). Diese Tatsache wird offenbar durch eine weitere Studie über Frauen, Kaffee und gesundes Altern bestätigt (Mahdavi, 2025).

Daher könnte eine der wichtigsten Strategien für ein langes Leben darin bestehen, vor dem Mittagessen ein paar Tassen, vorzugsweise schwarzen Kaffee, zu trinken.

Sollten Sie jedoch (schwarzen) Kaffee hassen, weil Sie ihn bitter finden (oder weil er Sie zittrig macht), können Sie sich immer damit trösten, dass eine Studie aus dem Jahr 2016 (Sagioglou et al.) einen Zusammenhang zwischen der Vorliebe für schwarzen Kaffee (und Bitteres allgemein) und asozialem Verhalten festgestellt hat.

Aber bevor Sie Ihre Langlebigkeit auf dem Altar eines dekadenten Irish Coffee opfern, um nicht als Soziopath zu gelten, könnten wir Sie vielleicht mit einer schönen Tasse Tee verführen.

Lesen Sie mehr über die Vorzüge des Tees – in unserer nächsten „Longevity F&B“-Ausgabe!

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Quellen und weiterführende Literatur

“History of coffee”. Wikipedia. Online: https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_coffee

“Coffee”. The Nutrition Source / Harvard T.H. Chan School of Public Health. Last Reviewed: July 2020. Online: https://nutritionsource.hsph.harvard.edu/food-features/coffee/

“Coffee Doesn’t Need to Carry a Cancer warning, Scientists say it Protects from Cancer”. American Institute for Cancer Research. 02.02.2018. Online: https://www.aicr.org/news/coffee-doesnt-need-to-carry-a-cancer-warning-scientists-say-it-protects-from-cancer/

Callahan, Alice. “That Cup of Coffee May Have a Longer-Term Perk”. New York Times. Published June 2, 2025 (Updated June 10, 2025). Online: https://www.nytimes.com/2025/06/02/well/eat/health-longevity-aging-benefits-of-coffee.html

Mahdavi, Sara, Hu, Frank, Sun, Qi , Willett, Walter, Ardisson Korat, Andres V. “Caffeine Intake and Healthy Aging in Women”. Current Developments in Nutrition, Volume 9, Supplement 2106062, May 2025. doi: 10.1016/j.cdnut.2025.106062. Online: https://cdn.nutrition.org/article/S2475-2991(25)01522-7/fulltext (forthcoming).

Bingjie Zhou, Mengyuan Ruan, Yongyi Pan, Lu Wang, Fang Fang Zhang. “Coffee Consumption and Mortality among United States Adults: A Prospective Cohort Study”. The Journal of Nutrition, 2025. doi: 10.1016/j.tjnut.2025.05.004. Online: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S002231662500286X?via%3Dihub

Xuan Wang, Hao Ma, Qi Sun, Jun Li, Yoriko Heianza, Rob M Van Dam, Frank B Hu, Eric Rimm, JoAnn E Manson, Lu Qi. “Coffee drinking timing and mortality in US adults”. European Heart Journal, Volume 46, Issue 8, 21 February 2025, Pages 749–759. doi:10.1093/eurheartj/ehae871. Online: https://academic.oup.com/eurheartj/article/46/8/749/7928425

Sagioglou C, Greitemeyer T. “Individual differences in bitter taste preferences are associated with antisocial personality traits”. Appetite. 2016 Jan1;96:299-308. doi: 10.1016/j.appet.2015.09.031. Online: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0195666315300428?via%3Dihub

Abbildung

Andrea Piacquadio / pexels & epiAge

BEITRAG VON
Dr. Gwen Bingle
epiAge Deutschland Content & Customer Relations
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