– „Oh Mann, ich brauch dringend Kaffee. Hast du mir ’nen Donut aufgehoben? Ich gehe nur kurz eine auf die Terrasse rauchen. Kannst Du bitte bei Hansen in Zimmer 351 nachsehen: Seine Sättigung ist immer noch zu niedrig, und mir gefällt Müllers Husten in 358 ausgesprochen nicht. Sag Ralf, er soll sie zur Radiologie bringen, ich habe heute Morgen einen CT-Termin für sie gebucht …“
– „Klar, mach’ ich! Kommst du heute Abend zu Sarahs Party? Ich bringe zwei Flaschen von diesem fantastischen Rum von meinem Cousin aus Antigua mit. Ich sag’s dir: es wird ge-fei-ert!“
– „Ja, mmmh, ich versuch vorbeizuschauen. Aber ich werde wahrscheinlich nicht so lange bleiben können. Die Nacht war ja brutal …“
Wenn Sie in einem Heilberuf tätig sind, sind Sie mit dieser Art von Dialog bestimmt schon vertraut. Wenn nicht, sind Sie vielleicht etwas entgeistert.
Das ist aber eines der Grundparadoxe der medizinischen Berufe: Man verbringt seine Zeit damit, alle Gesundheitsparameter seiner Patienten sorgfältig zu überwachen, hat aber keine Zeit oder Energie mehr, um sich um den eigenen Körper zu kümmern. Tatsächlich ist es schwierig, einen Lebensstil zu finden, der so ungesund ist, wie er in den meisten klinischen Einrichtungen und Praxen vorgelebt wird: lange, stressige Arbeitszeiten, Schlaf- und Bewegungsmangel, Junkfood und Sucht sind eher die Regel als die Ausnahme.
Was passiert also mit Ärztinnen und Ärzten, wenn sie plötzlich selbst mit beängstigenden Testergebnissen konfrontiert werden?
Nehmen wir den deutsch-schweizerischen Arzt Felix Bertram als Beispiel. Aus einer Laune heraus beschloss der 49-jährige Arzt letztes Jahr, sein biologisches Alter testen zu lassen. Dann kam das erschütternde Ergebnis: 74 Jahre alt!
Bertram war verständlicherweise entsetzt: Stand er kurz vor seinem letzten Jahrzehnt auf Erden?
Bei näherer Betrachtung war er jedoch nicht völlig überrascht, denn er wusste, dass er Raubbau mit seiner Gesundheit getrieben hatte. Bedingt durch die Gründung einer Reihe von Kliniken und Praxen sowie die Einführung einer eigenen Hautpflegemarke, gibt Bertram bereitwillig zu, dass sein Tagesablauf purer Stress war. Ein Stress, den er abends versuchte, mit Bier und Schlaftabletten einzudämmen.
Was tun Ärztinnen und Ärzte also, wenn sie so plötzlich in die Enge getrieben werden?
Wie alle anderen Menschen auch können sie in einen Angst-, Wut- oder Trauer-Modus verfallen. Oft äußert sich dies in Verleugnung: Sie lehnen die Gültigkeit des Tests oder des Testergebnisses ab und schieben es beiseite, um wie gewohnt weiterzumachen. Manchmal erleben sie eine erschreckende Lähmung: Sie fühlen sich von der Nachricht so überwältigt, dass sie nicht wissen, was sie tun sollen. Also tun sie nichts. Oder sie verfallen in blinden Aktivismus und klammern sich verzweifelt an jeden Strohhalm, der ihnen Gesundheit und Langlebigkeit verspricht.
Nicht so Bertram. Schließlich war dies nicht seine erste existenzielle Herausforderung. Als junger Mann erlitt ereinen schweren Motorradunfall, der ihm ein halbes Bein kostete. Seitdem musste er sich an ein Leben mit einer Prothese gewöhnen.
Deshalb nutzte er dieselbe Besonnenheit, die ihn bei seiner ersten Genesung (und all seinen geschäftlichen Unternehmungen) geleitet hatte, um seinen Lebensstil zu überprüfen und zu verändern. Und dies nicht in großen Sprüngen, sondern in kleinen, bewussten Schritten, um nachhaltige Veränderungen und eine Umkehrung seines biologischen Alters zu erwirken.
18 Monate später ist er auf 70 Jahre heruntergekommen und so motiviert wie eh und je, vital und gesund zu bleiben.
Was hat also diese beeindruckende Umkehrung bewirkt? Wunderpillen und neuartige Nahrungsergänzungsmittel oder ein strenges, allumfassendes Longevity-Konzept?
Nein. Felix Bertram setzt nicht auf schnelle Lösungen, denn er hat erkannt, dass seine Altersbeschleunigung das kumulative Ergebnis von schlechten Entscheidungen und Gewohnheiten über viele Jahre hinweg war. Daher weiß er, dass Verjüngung nicht über Nacht geschehen kann.
Stattdessen konzentriert sich sein Rezept auf die längst bewährten Säulen eines ausgewogenen Lebensstils, sprich Bewegung, Schlaf, Ernährung und Stressbewältigung. Eigentlich ist tägliche Bewegung zu seinem Leitstern geworden.
Außerdem versucht er, Termine vor Mittag zu vermeiden – zugegebenermaßen ein Luxus, den sich nicht jede/r leisten kann. Und er hält jede Woche ein festes Treffen mit sich selbst ab. Das könnten die meisten von uns dagegen sicher leisten. Dabei kommt Bertram wirklich in Kontakt mit sich selbst und reflektiert, was gut oder weniger gut gelaufen ist und was er in der kommenden Woche ändern möchte.
Das ist die Art von Longevity-„Bekehrung“, die wir bei epiAge unterstützen: kleine, aber konsequente Schritte für eine dauerhafte Verjüngung. Und wir applaudieren Ärztinnen und Ärzten besonders, wenn sie die Herausforderung annehmen, sich selbst zu heilen. Denn schließlich geht es bei einer Vorbildfunktion genau darum!
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Quellen
Kreisel, Kristina. „Er ist 49, sein Körper 70: Wie Arzt Felix sich wieder radikal verjüngen will“. Fokus, 15.10.2025.
Bertram, Felix. Hacking Age. München: Gräfe und Unzer, 2025. Online: https://gu.de/products/81921-hacking-age?srsltid=AfmBOoo0rwsUbXjA7yk9X0Cq7F8M0rkns1_H8_J7z8XSsp8k6-Ai5NY4
Abbildung
Karola G. / pexels
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